Vom Leerstand zum Herzstück
In Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Hild und K wurde die Machbarkeitsstudie zur Revitalisierung des Schlosses von Stadt Neuenstadt am Kocher für das Finanzministerium Baden-Württemberg erstellt. Die zu bearbeitende Aufgabe lag in der Hotelnutzung mit Gastronomie. 1. Leitgedanke: Vom Leerstand zum Herzstück „Lebendiges, identitätsstiftendes städtebauliches Gesamtensemble mit hoher Funktionalität“ –- Lebendiges, identitätsstiftendes Leben geht mit urbaner Dichte und gemischten Nutzungseinheiten einher. Sie sind die Grundvoraussetzungen für eine autarke und natürliche Fluktuation und bilden dadurch ein funktionierendes städtebauliches Gesamtensemble. Die Qualität des Außenraums steht in Symbiose mit der Gebäudenutzung in seiner unmittelbaren Umgebung. Die Außenraumplanung, die Gebäudenutzung und die Nutzungseinheiten im Erdgeschoss bedingen sich alle gegenseitig. Das ehemalige Schloss bildet im Zuge seiner Revitalisierung zum Hotel, seinen öffentlichen Nutzungseinheiten und dem Marktplatz das Herzstück von Neuenstadt am Kocher. 2. Denkmalschutz / Modernisierung „Bestand erhalten – durch Ergänzungsbau zitieren“ -- Das Nutzungskonzept sieht einen denkmalgerechten Umgang des Gesamtensembles vor. In der vorliegenden Machbarkeitsstudie wurde besonderer Wert darauf gelegt, die Wand- und Öffnungsstrukturen so wenig wie möglich zu verändern, unabhängig von ihrem Entstehungszeitpunkt. Dadurch bleiben beide Treppenräume erhalten, die eine wichtige Rolle bei der vertikalen Erschließung spielen. Der Ausbau des Dachgeschosses wird aus zeitgemäßen und wirtschaftlichen Aspekten als Chance und großes Potenzial gesehen. Aufgrund der Kniestockhöhe und des Dachwinkels wird auf größere Eingriffe in Form von Gauben oder Zwerchsgiebel verzichtet. Die wertvolle Struktur der Dachträger (Bundwerk) im Türnitzbau soll erlebbar gemacht und auch von außen sichtbar werden.
Rautenförmige Dachfester zwischen den Trägern sind vorgesehen, die das Dachgeschoss ausreichend belichten und belüften, eine formgerechte Haltung zur Stadt ablesbar machen und dem Türnitzbau um eine moderne Architekturgestalt ergänzen. Der Verbindungsbau referenziert auf zurückhaltende Weise den ehemals schmuckvollen Giebel des Türnitzbaus und das Verbindungselement zwischen dem Prinzessinen- und Türnitzbau. 3. Erschließungskonzept / Barrierefreiheit „Menschenfreundlichen Stadtraum generieren – barrierefreie Erschließung garantieren“ -- Das Ensemble weist eine klimagerechte Mobilität für einen menschenfreundlichem Stadtraum auf. Der motorisierte Individualverkehr wird weitestgehend minimiert. Es führen ausschließlich Fußgänger- und Fahrradstraßen sowie Zubringerstraßen durch das neue Herzstück, wodurch es von starkem Durchgangsverkehr befreit ist und der Mensch als Hauptakteur des Straßenraums agiert und sich entfalten kann. Innerhalb des Gebäudes ist eine durchgehende barrierefreie Erschließung gewährleistet. Um für das Hotelpersonal eine barrierefreie Logistik zu ermöglichen, verfügt der Verbindungsbau im DG über eine schwellenlose Ebene. 4. Brandschutz „Denkmalverträglicher Brandschutz“ -- Für die Umnutzung zum Hotel ist ein gut durchdachtes Brandschutz-Konzept notwendig. Die Rettung der Besucher:Innen im Brandfall ist durch zwei voneinander unabhängige bauliche Rettungswege garantiert. Besonders wichtig ist auch die Sicherstellung der Zimmer, die an einem Stichflur liegen. Hier wurde darauf geachtet, dass der Abstand zum nächsten notwendigen Treppenhaus nicht mehr als 15 Meter beträgt. Umbaumaßnahmen und Erweiterungsbauten müssen den brandschutztechnischen Anforderungen entsprechen.